Photos: Monica Brauer


Unsere innere Natur

 

"Wer sehen will, der sieht", sagt Conrad Sevens gerne. Er selbst will sehen, und er sieht viel - und ihm gelingen Bilder, die sich in ihrer charakteristischen Vieldeutigkeit in einer magischen Schwebe bewegen. Nicht von ungefähr nennt man ihn oft den "Seelenmaler", weil er sich als erklärter Postromantiker auf eine Traditionslinie mit Caspar David Friedrich und William Turner bezieht - und Natur zum polyphonen Spiegelbild menschlicher Stimmungen, Gefühle und Sehnsüchte macht. Sevens malt die Natur in uns. Er ist ein Virtuose der Landschaftsmalerei, der reale oder fiktive Topografien transzendiert und zu inneren Landschaften verdichtet und vertieft. Oft hat Sevens schon eine klare, konkrete Vision vor seinem inneren Auge, bevor er anfängt, ein Bild zu malen.

Sein Schaffen besitzt ein unverkennbares Profil. Insbesondere das weite, flache Land am Niederrhein hat Sevens zu gleichsam meditativen Landschaftsbildern inspiriert, oft melancholische Impressionen von Wiesen und Wäldern, Himmel und Erde, verzaubert (und auch verrätselt) von der faszinierenden Strahlkraft vielfältiger Lichtstimmungen. Natur und innere Natur spiegeln sich ebenso in Nebelbildern, in Flussläufen fast an der Grenze zur Unkenntlichkeit und bewegt-erregten Motiven von stürmisch aufgewühlter See, die alle in Sevens' Schaffen ebenfalls einen wichtigen Raum einnehmen. Solche Arbeiten haben den Maler schon früh bekannt und beim Publikum und bei Sammlern beliebt gemacht.
                             
Ein neuer Weg - die völlige Abstraktion in Farbe

In den letzten Jahren ist Conrad Sevens den kontemplativen Weg der künstlerischen Verdichtung und Vertiefung weiter fortgeschritten.
Konsequenterweise führte ihn dieser Weg zu einer neuen Serie mit dem programmatischen Titel "Abstrakt". Die Maxime: Abstraktion ist Reduktion. Und das bedeutet: Vollständige Auflösung alles Gegenständlichen, das sich hier nicht einmal im weitesten Sinne schemenhaft manifestiert - und stattdessen absolute Konzentration auf die magische "Kraft der Farben". Es sind reine Farbkompositionen, expressiv, mit nahezu vibrierenden, tanzenden Tönen, die meist von einer dominierenden Farbe geprägt werden, von Violett, Rot, Blau, Gelb oder Grün. Sevens arbeitet bei dieser Serie mit einem dickeren, pastosen Farbauftrag und auch mit der Spachteltechnik, die den Gemälden eine reliefartige Optik verleiht. Die Farbe konstituiert die Form dieser Bilder. Sevens spricht von "verdichteter Emotionalität".

Er war und ist immer ein künstlerischer Einzelgänger geblieben, der sich bewusst abseits von Trends und Tendenzen des Marktes fern gehalten hat. Sevens: Einer, der gegen den Strom der Hauptströmungen schwimmt, die den Kunstbetrieb der letzten Jahrzehnte bestimmen. Pop-Art etwa ist seine Sache nicht. Der Resonanz beim Publikum hat dies keinen Abbruch getan. Im Gegenteil. Schließlich sind Natur und Landschaft ein Thema, das zeitlos ist.

Textauszug Galerie Heidefeld